FAQ


Weisen die DiTex-Textilien eine verbesserte Ökobilanz als herkömmliche Textilien auf? Durch welche Veränderungen entlang des Lebenszyklus gegenüber einem herkömmlichen Textil entstehen diese Verbesserungen?

Erste Ergebnisse der Übersichtsökobilanz, die im DiTex-Projekt ermittelt wurden, deuten auf ein sehr großes Potenzial der entwickelten DiTex-Designkonzepte zur deutlichen Einsparung von Ressourcen und zur Verringerung der nachteiligen Umweltauswirkungen durch Textilien hin. Die Verbesserungen konnten insbesondere beim Wasser- sowie beim Flächen-Fußabdruck gezeigt werden. Maßgeblich entscheidend ist der geringere Einsatz bzw. die Substitution von Baumwolle durch rec-PES bzw. Lyocell. Diesen Sachverhalt beeinflusst maßgeblich der wasser- und flächenintensive Baumwoll-Anbau. Daneben spielt das Faser-Recycling ebenso eine zentrale Rolle zur Verbesserung der Ökobilanz der Textilien wie die Anstrengungen eine teils doppelt so lange Lebensdauer als bei den konventionellen Pendants sicherzustellen.

 


Wann sind Materialien nachhaltig?

 

Materialien sind aufgrund ihrer Materialeigenschaften per se nicht nachhaltig oder unnachhaltig, denn ihre Nachhaltigkeit kann nur im Kontext ihres kompletten Lebenswegs und insbesondere, der Art und Weise ihrer Verwendung, beurteilt werden. Dazu zählen die Produktion, Nutzung und Entsorgung - und bisweilen auch der Vergleich zu Alternativen.

 

Aus diesem Grund können grundsätzliche Aussagen, etwa„Lyocell ist nachhaltiger als Baumwolle“, nicht ohne weitere Bilanzierungsdetails getroffen werden. Bei einer Nachhaltigkeitsanalyse werden viele Dutzende Kriterien berücksichtigt: als ökologische Parameter unter anderem Treibhausgasemissionen, Wasser- und Flächenfußabdruck, als wirtschaftliche Parameter Rentabilität, Capex und Opex und als soziale Indikatoren Ausschluss von Kinderarbeit, garantiert existenzsichernde Löhne und vieles mehr.


Was sind die Anforderungen an ein "leasingtaugliches" Produkt?

 

Der Hohenstein Qualitätsstandard 701ff definiert ein fixes Set zentraler Mindestanforderungen an die Leasingtauglichkeit von Textilien, die im gewerblichen Wäsche- und Wäschereiservice erfüllt werden müssen. Dieser Standard trifft Regelungen für mechanische Eigenschaften, Farbechtheit, Tragekomfort sowie Pflegeeigenschaften für vielfältige Einsatzbereiche von Lebensmittelbetrieben bis Gewerbe. HIT-Qualitätsstandard 701ff-konforme, leasingtaugliche Textilien dürfen z. B. festgelegte Scheuertouren oder Echtheitsnoten nach bestimmten Pflegezyklen nicht unterschreiten. Mehr Informationen siehe: Leasing-Eignung von Textilien - Hohenstein.


Warum sind die DiTex-Textilien langlebiger als konventionelle Textilien? Wie viele industrielle Waschzyklen können die DiTex-Textilien durchlaufen?

 

Das Produktdesign der DiTex-Textilien ist darauf ausgelegt, eine möglichst hohe Langlebigkeit zu ermöglichen. Das dahinterliegende Motiv ist, die Ressourceneffizienz zu steigern: Werden die Textilien – in sehr gutem qualitativen Zustand - lange genutzt (Nutzungsphasenverlängerung), zögert das den für die Neuproduktion erforderlichen Ressourcenverbrauch (Rohstoff, Boden, Wasser) hinaus. Das geht üblicherweise auch mit finanziellen Einspareffekten einher, weil auch der nächste Nachkauf bzw. Ersatz hinausgezögert wird. Konkret sind die DiTex-Textilien deshalb langlebiger, weil die eingesetzten Gewebe (Hemd, Bettgarnitur) und Maschenware (Poloshirt), einen vergleichsweise höheren Anteil an strapazierfähigen Fasern enthalten. Im Fall der Oberbekleidung wurde anteilig Baumwolle durch rPET, recyceltes Polyester, ersetzt. Im Fall der Bettgarnitur wird ein Baumwoll-Lyocell-Mischgewebe erprobt, das für stabil wie auch komfortabel bewertet wurde. Wie für Mietwäsche üblich, sind die in DiTex verwendeten Materialien auf eine Haltbarkeit von bis zu 100 (Oberbekleidung) bzw. 200 (Bettwäsche) Waschzyklen ausgelegt. Die DiTex-Textilien werden mit einer digitalen tracking-ID ausgestattet, wodurch im Sinne des Warenmanagements die Ursachen von Schwund (zu Beispiel durch Diebstahl) einfacher nachvollziehbar sind.


Warum sind die DiTex-Textilien nicht zu 100% aus Naturfasern?

 

Die Faserwahl ist eine komplexe Design-Entscheidung, denn es müssen diverse Parameter gegeneinander abgewogen werden: Naturfasern bieten in vielen, vor allem privaten Anwendungen ein Höchstmaß an Tragekomfort. Die entwickelte Berufskleidung und Bettwäsche sind aus Mischgewebe und einem reinen Synthetikgewebe gefertigt. Gegen den Einsatz von 100% Naturfasern sprachen (1) eine doch reduzierte Langlebigkeit der Textilien – insbesondere aufgrund der hohen Wasch- und Trocknungstemperaturen, denen die Produkte im gewerblichen Textilservice ausgesetzt sind, (2) die ökologischen Auswirkungen im gesamten Produktlebenszyklus und (3) fehlende, spezifische Recyclingtechnologien für ein hochwertiges, closed-loop Faser-zu-Faser Recycling von reinen Naturfasergeweben.

 

  1. Sowohl die Beanspruchbarkeit der Naturfasern als auch ihre Farbkonstanz sind begrenzt bzw. geringer als die von Synthetikfasern. Deshalb sind Textilien aus Mischgeweben oder reinen Synthetikfasern deutlich beanspruchbarer und besitzen eine zwei- bis viermal längere Lebensdauer als Textilien aus 100% Naturfasern. Speziell in der Berufsbekleidung werden die Textilien im Gebrauch sehr stark beansprucht und häufig gewaschen. Insofern macht es in diesem Kontext weder ökologisch noch ökonomisch Sinn, Textilien aus reinen Naturfasern einzusetzen.
  2. Ungefähr die Hälfte der Umweltbelastung entlang des textilen Lebenszyklus entsteht in der Wiederaufbereitung des Produktes, also beim Waschen, Trocknen und ggf. Mangeln oder Bügeln. Synthetikfasern benötigen im Trocknungsvorgang 29% weniger Energie als Naturfasern.
  3. Mechanische Recyclingprozesse verkürzen die Faserlängen, was bei Naturfasern die Qualität in der Regel so massiv reduziert, dass recycelte Fasern nicht wieder in Bekleidungstextilien sondern lediglich als Dämm- oder Füllmaterial in der Fahrzeug- und Polsterindustrie zum Einsatz kommen. Synthetische Fasern hingegen können insbesondere im innovativen, chemischen Faser-zu-Faser Recycling qualitativ hochwertig recycelt und so wiederholt im Kreislauf geführt werden. Das soll in DiTex erprobt werden.

Was passiert mit Post-Produktionsabfällen entlang der Herstellungskette?

 

Bei allen DiTex-Textilien wurde auf einen optimierten Materialeinsatz in der Produktion geachtet. Die Verluste bei der DiTex-Bettwäsche sind mit weniger als 5% sehr gering und kommen in Füllungen zum Einsatz (Downcycling). Aktuell ist nur diese Weiterverwertung möglich, denn der Prozess des mechanischen Recyclings reduziert Faserlänge und -reißfestigkeit.

 

Bei der Produktion der Oberbekleidung liegt der durchschnittliche Verschnitt selbst bei einem (computerberechneten) optimierten Zuschnitt bei ca. 20% aufgrund der Form der Schnittmuster. Die „Reste“ können teilweise für kleine Schnittteile, z.B. Taschen etc. verwendet werden.


Wird der Mikroplastik-Abrieb der Polyesterfasern berücksichtigt?

 

Der zu erwartende Mikroplastik-Abrieb ist abhängig von der Materialqualität. Bei Leasing-geeigneter Wäsche wird generell auf sehr hohe Qualität geachtet, die z. B. durch angepasste Spinnverfahren erzielt wird. Ein langer Werterhalt ist für Mietwäsche essenziell und wird in DiTex berücksichtigt. Auch der Mikroplastikabrieb wird bei dem angepassten Spinnverfahren berücksichtigt und so minimiert.

 

Die Umstellung des Geschäftsmodells auf Mietwäsche im Vergleich zur Haushaltswäsche reduziert tendenziell den Eintrag von Mikroplastik in Abwasser und Kläranlagen, da gewerbliche Wäschereien häufiger über eine Ultrafiltrationsanlage für das Abwasser verfügen als Privathaushalte.


Wird bei dem Businesshemd mit der Finishertrocknung eine vom Träger/von der Trägerin akzeptierte Glätte erreicht?

 

Die Selbstglättung eines Textils wird durch die Materialzusammensetzung (beim Business-Polizeihemd 62% Baumwolle und 38% Polyester) sowie anderen Faktoren, wie z. B. Flächenherstellung, Textilveredlung und Konfektion beeinflusst. Durch Qualitätsprüfungen an Fläche und Nähten nach bis zu 100 Waschzyklen, konnte der DiTex-Verbundpartner Hohenstein Institut für Textilinnovation gGmbH verifizieren, dass mit dem gewählten Trocknungsverfahren (Finisher) eine vom Träger akzeptierte Glätte erreicht wird.

 


Werden die industriellen Wasch- und Trocknungsprozesse an die neuen Materialien bzw. Materialmischungen angepasst?

 

Die Materialien wurden so designt, dass sie für industrielle Wiederaufbereitungsverfahren geeignet sind. Das Design der Bettgarnitur wurde beispielsweise so angepasst, dass beim Mangeln das Gewebe nicht übertrocknet wird. Denn durch Übertrocknung besteht Gefahr der Faserschädigung und somit einer reduzierten Haltbarkeit des Produkts.

 

Generell müssen immer Trocknungsprozesse so optimiert sein, dass eine Übertrocknung des Textils und damit dessen Schädigung vermieden wird. Und auch unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz ist eine Optimierung der Prozesse sinnvoll. Für die Waschverfahren sind keine Änderungen vorgesehen, da diese zum Teil auch aus Hygienegründen vorgeschrieben sind. Das Poloshirt wird zum Beispiel bei 70°C mit Klarwaschmittel und Per-Essigsäure nach RKI-Verfahren chemothermisch behandelt. Dies ermöglicht es, die Leasingtaugkeit der DiTex-Textilien im gewerblichen Wäscheservice unter realen Bedingungen zu erproben.


Sind Probleme beim Mischgewebe-Recycling zu erwarten?

 

Chemische Recyclingverfahren, die z.B. Baumwolle und Polyester separat recyceln können, wurden von Unternehmen wie worn again technologies im Labormaßstab erfolgreich pilotiert . Zwar steckt diese Technologie noch in den Kinderschuhen, doch bereits 2021 soll eine Anlage im industriellen Großmaßstab in Betrieb gehen, so kann die Menge der recycelten Textilien erhöht werden. Bekannte Herausforderungen im Textilrecycling sind teils technologieunabhängig. Beispielsweise die Zerkleinerung von großen Artikeln wie Bettlaken und Bettbezügen, sodass diese sachgerecht verarbeitet werden können.


Was ist über den Energiebedarf bei den Recyclingprozessen "Faser zu Faser" bekannt?

 

Bei Recyclingverfahren wird Energie aufgewendet, allerdings bezieht der Großteil der innovativen Faser-zu-Faser Recycler erneuerbare Energie. Hinzu kommt der große Vorteil gegenüber beispielsweise thermischer Verwertung, dass die Recyclingprodukte direkt wieder als Rohstoff in neuen Textilien einsetzbar sind. Eine exaktere Ökobilanzierung, die auch diesen Aspekt berücksichtigt, wird aktuell berechnet.


Welche Parameter werden bei den Übersichtökobilanzen berücksichtigt?

 

Grundsätzlich werden bei Übersichtsökobilanzen die gleichen Umweltwirkungen bilanziert wie bei ISO-konformen Ökobilanzen. Dazu zählen beispielsweise der Treibhauseffekt, die Versauerung (Saurer Regen), Eutrophierung (Algenblüte), Veränderungen der Stratosphäre (Ozonloch) oder auch diverse Bilanzgrößen zur Ressourcenschonung wie die Schonung fossiler Energieressourcen oder der Wasser- und Flächenfußabdruck. Entlang der Lebenswege werden alle Einzelprozesse mit einer Vielzahl an Bilanzparametern beschrieben. Darunter fallen Energieeinsatz für Maschinen, Transportentfernung bei Transporten, Effizienz beim Recycling, Aufwendungen zur Rohstoffgewinnung und Textilproduktion, Materialzusammensetzung und Gewicht der drei untersuchten Textilien, Anteil des Verschnitts während des Produktionsprozesses, Anzahl der angesetzten Waschzyklen in der Nutzungsphase.


Wie lassen sich die Übersichtsökobilanzen bestimmen und welche Abweichungen können auftreten?

 

Bei den Übersichtsökobilanzen werden alle Prozesse von der Wiege bis zur Bahre (oder zur nächsten Wiege) analysiert. Die mit jedem Produktlebensschritt verbundenen ökologischen Auswirkungen werden ermittelt und für die jeweils betrachteten Umweltwirkungskategorien wie Treibhauseffekt, Wasser- und Flächen-Fußabdruck separat aufsummiert. Dazu gehören ebenso Gutschriften, welche beispielsweise durch thermische Verwertung entstehen und sich positiv auf die Gesamtbilanz auswirken. Mittels Sensitivitätsanalysen kann durch Veränderung von einzelnen Parametern der Einfluss eines bestimmten Faktors (Recycling, Materialauswahl, Lebensdauer) auf die ökologische Auswirkung des Textils untersucht werden.

 

Eine Übersichts-Ökobilanz dient zum einen dazu, belastbare Ergebnisse zu erhalten, und zum anderen können mit ihr die wesentlichen Stellschrauben zur Verbesserung der Ökobilanz der Textilien zum Beispiel im Hinblick auf durchgeführte oder geplante Maßnahmen oder Weiterentwicklungen identifiziert werden. Die zentralen Umweltauswirkungen von Textilien entlang ihres Lebenszyklus sind zum Beispiel in dem Hintergrundpapier zu den EU Green Public Procurement (GPP) Kriterien gut nachvollziehbar aufbereitet (Kapitel 1.4, S. 15ff.). DiTex-bezogene Angaben werden 2021 in dem Integrativen Bericht veröffentlicht.