Von der Faser zur Faser - Das Projekt DiTex


Textilien wie Handtücher können als Rohstoff dienen.
Textilien wie Handtücher können als Rohstoff dienen.

Textilien werden bis heute überwiegend aus frischen Fasern hergestellt. Eine Kreislaufwirtschaft in der Textilwirtschaft? Bislang weitgehend Fehlanzeige. Für die Umwelt heißt das: Hoher Wasserverbrauch, Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln im konventionellen Baumwollanbau sowie umweltschädliche Abluft- und Abwasseremissionen in der Synthetikfaserherstellung sowie der konventionellen Textilveredelung.

 

Noch fehlt es an kreislauffähigen Produktdesigns

 

Im Kreislauf geführte Textilfasern vermeiden viele dieser negativen Umwelteffekte. Aber: Noch fehlt es an kreislauffähigen Produktdesigns und Infrastrukturen, um die Textilien in den Kreislauf rückzuführen. Aussortierte Kleidungsstücke oder andere Textilien wie Handtücher und Bettwäsche können als Rohstoff dienen, um daraus Fasern für neue Stoffe in gleicher Qualität zu gewinnen.

 

Eine Voraussetzung für das Textil-Recycling ist es, die Einzelfasern und Faserzusammensetzung in den Geweben genau zu kennen und zu wissen, welche weiteren Bestandteile das Textil enthält. Bei Dienstkleidung, etwa im Gesundheitswesen, in der Gastronomie oder in der Polizei, sind gleichartige Textilien in hohen Mengen im Einsatz. Deshalb kann die Logistik rund um Dienstkleidung optimaler Ansatzpunkt sein, um weitgehend geschlossene Stoffkreisläufe zu realisieren.

Wissenschaft und Textilbranche arbeiten zusammen.
Wissenschaft und Textilbranche arbeiten zusammen.

Wissenschaft und Textilbranche arbeiten zusammen

 

Im Projekt arbeiten Wissenschaftler/innen mit Textilherstellern zusammen: Die Firmen Wilhelm Weishäupl und Dibella beliefern üblicherweise Großverbraucher wie Restaurantketten und Krankenhäuser. In einer 8-monatigen Testphase entwickeln die beiden Hersteller drei textile Produktlinien aus recycelten Fasern und erproben diese bei ausgewählten Kunden: Der Bundespolizei stellen die Forschenden Bettwäsche zur Verfügung, im Landespolizeidienst Niedersachsen das Polizei-Businesshemd und Rettungssanitäter/innen das Poloshirt. Die entwickelten Textilien werden mit einem „Intelligenten Etikett“ des Berliner Startups circular.fashion ausgestattet, das relevante Parameter des Stoffes speichert, etwa den Materialmix aus natürlichen und synthetischen Fasern, Faserherkunft, absolvierte Wasch- und Recyclingzyklen. Das stellt zwischen allen Akteuren des Textilkreislaufes einen guten Informationsfluss her.

 

Die wissenschaftlichen Partner im Projekt, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Hochschule Reutlingen, das Hohenstein Institut für Textilinnovation und das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu), begleiten die Arbeiten der Hersteller in allen Projektschritten. Durchgeführt werden etwa Analysen zu den Qualitäts-, Ressourcen- und Nachhaltigkeitseffekten der im Kreislauf geführten Textilien. Mittels Übersichtsökobilanzen wird der komplette Lebensweg von konventionellen und auch den im Kreislauf geführten Textilien unter die Lupe genommen – von der Herstellung bis zur Entsorgung, mit allen Umweltaspekten entlang der Wertschöpfungskette. Die Frage ist: Sind ökologische Vorteile gegenüber vergleichbaren Produkten aus Frischfasern auch ökobilanziell messbar?

 

Ziel: Textilien kommerziell anbieten.
Ziel: Textilien kommerziell anbieten.

Ziel: Textilien kommerziell anbieten

 

Die Arbeiten werden flankiert von Marktdialogen, in denen Akteure der Branche verschiedene Themen wie Produktanforderungen, Recycling-Kapazitäten oder Nachhaltigkeitszertifizierungen miteinander diskutieren. Ziel ist es, die marktreifen und kreislauffähigen Produktdesigns nach einer erfolgreichen Erprobung in einem breiteren Sortiment kommerziell anzubieten. Hierfür werden in dem Forschungsprojekt auch neue Geschäftsmodelle wie das Mieten und Leasing von Textilien erprobt. Denn bislang wird nur vermutet, dass Miet- und Leasingmodelle zu einer längeren und damit nachhaltigeren Nutzungsdauer beitragen. DiTex sucht belastbare Befunde.

 

 

 

Ressourcenschonung soll also durch vier Elemente verbessert werden: Veränderung der Faserzusammensetzung und Erhöhung des Rezyklatanteils, Einsatz zirkulärer Geschäftsmodelle und verlängerte Nutzungsdauer der Textilien.

 

Alle Ergebnisse werden am Ende des Projektes kostenfrei öffentlich zugänglich gemacht. Das Wissen über eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft im Textilbereich steht dann auch anderen Unternehmen der Branche zur Verfügung.

 

Das Projekt mit dem Förderkennzeichen 033R228 wird von August 2019 bis Dezember 2022 durchgeführt.

 


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