1. Januar 2022 | Zurück
Gewerbliche Textilien bieten großes Potential für die textile Kreislaufwirtschaft. Eine erfolgreiche Umsetzung ist allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig, die bei DiTex erforscht und erprobt werden. Am 21. Dezember 2021 erschien der integrative Forschungsbericht des DiTex-Verbundes. Der Bericht enthält Informationen über den aktuellen Stand der Arbeit und Zwischenergebnisse des Projekts. Der Bericht steht hier zum Download zur Verfügung.
Miettextilservices als Treiber der zirkulären Textilwirtschaft
Der Miettextilservice ist ein Vorreiter der zirkulären Textilwirtschaft im Bereich B2B (business-to-business). Der Fokus liegt hier schon lange darauf, zu reparieren, statt neu zu kaufen und somit die Langlebigkeit von Textilien zu optimieren. Allerdings schöpft der Textilservice sein Potential für Kreislaufwirtschaft nicht voll aus. Der Integrative Bericht enthält konkrete Empfehlungen für Anbieter von Miettextilien: Anbieter sollten ihr Nutzenversprechen hinsichtlich Nachhaltigkeit ausbauen und verstärkt an Kund*innen kommunizieren. Bestehende Wertschöpfungsketten sollten mit Blick auf Zirkularität modifiziert werden: kreislauffähige Textilien, Textilien aus Recycling-Material und Kooperationen mit Recyclingunternehmen - zur Rückführung textiler Fasern in den Textilkreislauf - bilden dafür Schwerpunkte.
Das Potential von Auto-ID-Technologien
Auto-ID-Technologien werden im B2B-Sektor der Textilwirtschaft bislang zu wenig mit Blick auf Ressourceneffizienz und Kreislaufführung genutzt. Dabei kann zunehmende Digitalisierung als Chance verstanden werden, die vorhandenen Potentiale des Textilservice für ökologische und zugleich wirtschaftliche Effizienz zu nutzen: Unternehmen können die Transparenz logistischer Prozesse für sich erhöhen und der Recyclingprozess kann, durch die digital gespeicherten Informationen, erleichtert werden. Ressourceneffizienz und Langlebigkeit der Textilien sind Win-Win-Potenziale, die ökonomische Einsparungen und ökologische Benefits zugleich ermöglichen.
Kreislauffähige Textildesigns
In einem kooperativen Designprozess wurden drei kreislauffähige Textilien entworfen. Das Poloshirt wurde aus 100 % Recycling-Polyester hergestellt und ist somit für das nachgelagerte chemische und mechanische Recycling optimal geeignet. Das DiTex-Polizeihemd ist aus einem Mischgewebe von 62 % recyceltem Polyester und 38 % Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) gefertigt. Die Bettwäsche besteht aus recyceltem Polyester und der Lyocell-Regeneratfaser refibra®, die aus Abfällen der Baumwollproduktion gewonnen wird. Die drei Designs wurden hinsichtlich ihrer Kreislauffähigkeit optimiert und von circular.fashion als recyclingfähig bewertet. Zudem wurden die Textilien hinsichtlich ihrer Langlebigkeit und Leasingeignung überprüft. Der integrative Bericht enthält umfangreiche Informationen zu den Textildesigns in Form von detaillierten Produktdatenblättern, die von Anbietern unmittelbar genutzt werden können.
Ökobilanzierung als Grundbaustein
Die vorläufig ermittelten Übersichtsökobilanzen der DiTex-Textilien legen nahe, dass zirkuläre und nachhaltigkeitsorientierte Strategien in Geschäftsmodellen und Ressourcennutzung zu verringerten Umweltauswirkungen führen, als gegenwärtig genutzte Vergleichsprodukte. Beispielhaft dafür steht die Verringerung des Baumwollanteils – bei gleichzeitig optimierter Lebensdauer der Textilien. Die empirische Überprüfung der Ökobilanzen erfolgt in den Praxistests, die seit Herbst 2021 laufen.
Rebound-Effekte berücksichtigen
Der Bericht stellt mögliche Rebound-Effekte einer zirkulären und ressourcenschonenden B2B-Textilwirtschaft dar. Die Entstehung zweier paralleler Märkte ist ein mögliches Risiko: ressourcenschonende und zirkulär designte Textilien wären hier nicht Ersatz konventioneller Produkte, sondern ein zusätzliches Angebot unter Nutzung zusätzlicher Ressourcen. Dies könnte in einem gesteigerten Ressourcenverbrauch insgesamt resultieren. In ähnlicher Weise kann der Ausbau des Faser-zu-Faser-Recyclings Treiber einer langfristig höheren Nachfrage nach Fasern sein. Der Bericht identifiziert konkrete Mechanismen in der B2B-Textilwirtschaft, welche diese und andere Rebound-Effekte bedingen könnten. Beispielhaft dafür ist das so genannte “Moral Licensing”, bei dem Nutzer*innen umweltschädliches Verhalten in anderen Bereichen - durch den Gebrauch ressourcenschonender Textilien und Textilservices - legitimieren. Rebound-Mechanismen beruhen zum Großteil auf einer Verhaltensänderung von NutzerInnen und AnbieterInnen, die sich in Rebound-Effekten widerspiegeln.
Forschungslücken schließen
Forschungslücken bestehen vor allem bei der Rezyklierung von Textilien. Bislang fehlt es an marktreifen Verfahren zum Recycling von Mischfasergewebe und verlässlichen Daten zur Ökobilanzierung des Recyclings im Produktlebenszyklus. Die DiTex-Textilien werden im Jahr 2022 in marktreifen und innovativen Verfahren recycelt. Auch das Recycling wird vom Forschungsverbund im Sinne einer Machbarkeitsstudie wissenschaftlich begleitet.